„Männer, wir bauen uns ein Heim!“

1954, es war in einer kalten Silvesternacht, als eine kleine Gruppe jugendlicher Mädchen und Jungen oben auf einem Felsen vor einem niederbrennenden Feuer stand und jeder seinen Gedanken nachhing. Die Gruppe hatte sich am Fuße des Pferdskopfes bei Altbürgermeister Josef Münch, wohnhaft am Heckenhöfchen, in einem kleinen Häuschen eingemietet. Da es ihnen trotz der sehr bescheidenen Behausung dort so gut gefiel, fragten sie beim Besitzer an, ob sie die Hütte auch in den nächsten Jahren mieten könnten. Dieser widersetzte sich aber ihrem Wunsch und so mussten sie sich eine neue Unterkunft für das kommende Jahr suchen.
 
Auf dem Nachhauseweg überraschte der Gruppenführer Wolf Gütter die anderen Freunde mit einem Vorschlag, der sofort auf Begeisterung stieß:

„Männer, wir bauen uns ein Heim, irgendwo in der Rhön!
Die Bauern kenne ich hier in der Gegend. Wir brauchen ein paar Maurer, wer von Euch kann das?
Zimmerleute haben wir auch, das andere findet sich!“

So setzte man sich zusammen und begann das eigene Luftschloss Form werden zu lassen. Es sollte eine Art „Wochenendhäuschen“ werden. Um die Finanzierung dieses Vorhabens zu gewährleisten, stellten sie ihre Pläne der „vorgesetzten Behörde“, der DJOLandesgruppe in Wiesbaden, vor. Diese war so hell begeistert, dass die anfangs bescheidenen Pläne weiter gesponnen wurden. Aus dem kleinen Häuschen sollte ein Landesheim für die gesamte DJO in Hessen werden. Bis zu 60 Jugendliche sollten darin Platz finden, um gemeinsame Stunden in der Rhön zu verbringen.

Nachdem ihr Architekt Wolf Gütter seinen Ideen freien Lauf lies und die Pläne für das Landesheim geschaffen hatte, tauchten auch schon die ersten Probleme auf. So musste zunächst ein Bauplatz gefunden werden. Emil und Hilda Ziegler aus Rodholz-Kohlstöcken besaßen das richtige Grundstück am Heckenhöfchen.
 
Wolf Gütter, ein liebenswerter und charmanter Mensch mit Durchsetzungsvermögen, besaß die Gabe, die ansässigen Bauersleute zum Verkauf des Grundstückes zu bewegen. Da man noch auf dem Trockenen stand, wurde damit begonnen, sogar mit den Fingern nach Quellwasser zu suchen. Letztlich waren aber alle Mühen vergebens, sodass sich für die 800 m entfernte Quelle am Nordhang des Pferdskopfes entschieden wurde. Um die Genehmigung für diese sehr lange Leitung zu bekommen, musste man sich gleich mit 6 Bauern an einen Tisch setzen. Es ist zu ahnen, dass diese Verhandlungen kein leichtes Stück Arbeit waren.
 
Mit dem Wasserleitungsbau fing die Baugeschichte an, Wirklichkeit zu werden. Aus ganz Hessen strömten arbeitswütige Männer mit dem dazugehörigen Betreuungspersonal heran. Während ein Bagger den Graben für die Wasserleitung aushob, bauten die Männer Straßen und Zufahrtswege in mühsamer Handarbeit. Es dauerte nicht lange, da hörte man „Peter’s Brünnele“, benannt nach dem fleißigsten Brunnenbauer, plätschern. Doch wie das Wasser so schön aus dem Brunnen floss, so floss auch das Geld in den Kassen dahin, bis diese fast leer waren.
 
Zu Ostern 1956 – der letzte Schnee war geschmolzen – wurde der erste Spatenstich für das neue Haus getan und ein munteres Schubkarrenfüllen begann. Fast jedes Wochenende wurden Rekorde aufgestellt und mit großer Leidenschaft schwere Basaltbrocken abtransportiert. Nicht einmal die Köchinnen konnten die Männer von ihrem Vorhaben abhalten.
 
Doch gerade als die Arbeit richtig im Gange war, kam ein Wechsel im Vorstand der DJO Hessen, der einen vollständigen Baustopp mit sich brachte. Die Kassen waren nun endgültig leer und auf der Baustelle wurde während des ganzen Jahres 1958 nicht mehr gearbeitet. Doch man wollte dieses Landesheim auf Biegen und Brechen fertig stellen, sodass die Pläne erneut umgezeichnet wurden. Im darauf folgenden Jahr 1959 hatte man
wieder etwas Geld aufgetrieben und so konnte das letzte Stück der Baugrube sogar mit Baggern ausgehoben werden. Als dann im Sommer zünftig Richtfest gefeiert wurde, blickte man auf einen großen Berg geleisteter Arbeit zurück.
 
Allmählich sank der Arbeitseifer bei den unentwegten Helfern, doch Sonntag für Sonntag kamen sie wieder in die Rhön, um das Heim, was Ihnen so sehr ans Herz gewachsen war, fertig zu stellen. Zur Freude aller Beteiligten kam eines Tages eine ganze Kolonne von Elektrikern und Ingenieuren, die sich mit kilometerlangen Kabeln durch das Haus arbeiteten. Denn in einem so schönen Haus sollte man auch Nachts etwas sehen können. Nach vielen Tagen harter Arbeit hatten es die zahlreichen Experten geschafft, das Haus in einem feierlichen Lichterglanz erstrahlen zu lassen.
 
All diese Strapazen haben die jungen DJO-ler nicht aufgehalten, das Haus fertig zu stellen. Im Sommer 1960 konnte es dann feierlich eröffnet werden. Hugo und Inge Schubert, das neue Heimleiterehepaar war
bestens für die Leitung des Hauses geeignet und lebten in und für dieses Haus bis zum Jahr 1977. Erst dann gingen sie in den wohlverdienten Ruhestand. Generationen von Besuchern und Gästen sind ihnen für ihre geleistete Arbeit dankbar.

Wir erweitern unser Haus – 1982 – 1983

Schon vor dem Heimleiterwechsel 1977 / 78 war der Gedanke einer Erweiterung des DJOLandesheimes im Verband charakteristisch. Heimleiter Hugo Schubert und seine Ehefrau Inge konnten einen geeigneten Nachfolger vorschlagen. Es war der älteste Sohn des Altbürgermeisters Ernst Müller aus Schwarzerden, der junge Hermann Müller (Troberts Hermann). Der DJO-Landesvorstand sah mit ihm eine neue und gute Zukunft und hatte sich dafür entschieden, das Haus in bewährter Form weiterzuführen und zu einer Jugendbildungsstätte auszubauen. Es sollte das Zentrum der gesamten Arbeit des DJOLandesverbandes Hessen werden.
 
In den 1960-er Jahren hatte man bereits ein Zeltlagergebäude mit Freisitz und Kamin errichtet und damit eine vorbildliche Jugendzeltplatzanlage geschaffen. Außerdem war der Keller durch einen Wäsche- und Bügelraum erweitert worden. In der Osterwoche 1977 fing man an, erste Ideenskizzen für einen Erweiterungsbau anzufertigen. Architekt war wiederum Wolf Gütter aus Fulda. Doch schon zwei Jahre später erhielt das Vorhaben einen Dämpfer, da Förderungen aus Bundes- und Landesmitteln ausbleiben sollten. Kämpferisch, wie schon 20 Jahre zuvor, gab man nicht auf und nahm weiter alle Termine wahr. Zunächst sollte mit Spenden und kleineren Landeszuschüssen die erforderliche Sanierung des bestehenden Gebäudes durchgeführt werden. Im Dezember 1980 erhielt man die notwendigen Förderzuschüsse und konnte eine Dach-, Heizungs- und Waschraumsanierung vornehmen. Dies war aber nicht genug, denn das Haus musste größer werden, um sich selbst auf Dauer tragen zu können.
 
Geschickte Verhandlungen des Architekten Wolf Gütter und der Vorstandsmitglieder Rolf Richter und Herbert Köller mit den zuständigen Behörden, ermöglichten eine sehr hohe Bezuschussung des Landes Hessen im  August 1982 für diese große Erweiterung. Man ließ keine unnötige Zeit verstreichen und begann am 16. September 1982 mit dem ersten Spatenstich, sodass bereits im Oktober 1982 Richtfest gefeiert werden konnte. Die
Innenarbeiten wurden im Gegensatz zu dem ersten Bau nun weitestgehend von verschiedenen Firmen übernommen, während das Garagengebäude vor dem Heim komplett in Eigenleistung errichtet wurde.
 
Nach sehr vielen Arbeitsstunden konnte der Neubau in der Winterwoche 1983/84 feierlich eingeweiht werden, was einen großen Tag für alle Beteiligten darstellte. Diese großen Umbaumaßnahmen konnten auch
auf Grund eines Doppeleinsatzes von Heimleiter Hermann Müller als Heim- und Bauleiter reibungslos über die Bühne gehen, ohne spürbare Eingriffe in die Natur vorgenommen zu haben oder die Belegergruppen während ihres Aufenthaltes wesentlich eingeschränkt zu haben.

Ausbau zu einer Jugendeinrichtung der gehobenen Klasse im Jahr 1995 – 1996

Die Zeit bleibt niemals stehen. Auch nicht für das DJO-Landesheim Rodholz am Fuße der Wasserkuppe. Jugendbildung und Jugendgästehaus sind untrennbar miteinander verbunden. Um diesem Auftrag stets gerecht zu werden, sind ständige Anstrengungen, Bau- und Erweiterungsmaßnahmen seitens der Heimleitung und des DJOLandesvorstandes notwendig. Kinder-, Jugendliche- und Familiengruppen möchten in modernen Zimmern und Räumen untergebracht sein, ein freundliches Personal vorfinden und sich in einem sauberen Haus wohlfühlen. Auch ein leckeres Essen und eine gepflegte Außenanlage tragen dazu bei. All dies ist nur zu schaffen, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen.

So konnte man 1993/94 vom Landkreis Fulda, als auch vom Nachbarn Dietmar Ziegler Grundstücke in südlicher und nördlicher Richtung erwerben. Dies waren die Voraussetzungen, um das Haus zu einer 95-Betten-Vorzeigeeinrichtung mit den entsprechenden Parkplätzen zu machen. Eine harmonische Einbindung aller Gebäudeteile in die Landschaft unter Berücksichtigung aller naturschutzrechtlichen Vorgaben war hierbei äußerst wichtig. DJO-Landesvorstand, Geschäftsführung und Heimleitung arbeiteten Hand in Hand, sodass eine gute Bezuschussung durch das Land Hessen gewährt wurde.

Eigenkapital, Bankdarlehen und die stattliche Anzahl von 8.000 Arbeitsstunden Eigenleistung durch viele verbandseigene Mitglieder ermöglichten das große Werk. Erst mit dieser Baumaßnahme wurde das Haus auf eine wirklich gute finanzielle Basis gestellt. Begünstigt aber auch durch die deutsche Wiedervereinigung im Jahre 1990. Zahlreiche Schüler- und Gästegruppen kamen aus den neuen Bundesländern in dieses schöne Haus und waren begeistert. Ebenfalls wuchs auch der Stammbelegeranteil aus den alten Bundesländern, vor allem aus unserem eigenen Bundesland Hessen.
 
Das DJO-Landesheim Rodholz hat nicht nur einen sehr guten bundesweiten Ruf, sondern auch im Landkreis Fulda und der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe). Erfreulich ist aber auch, dass die einheimische Bevölkerung im Ortsteil Rodholz das Haus längst voll akzeptiert hat und stolz darauf ist.

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